[HowTo] Netzteil-Reparatur
Hi,
dieses HowTo ist für all diejenigen, deren Router eines Tages plötzlich nicht mehr funktionieren wollte, obwohl man nichts daran geändert hat. Ich meine damit keine HW-Mods, keine FW-Flashes, keine Spielchen mit NVRAM unmittelbar davor. Wahrscheinlich ist Euer Netzteil defekt.
Es kann sich unterschiedlich äußern: möglicherweise ist der Router "tot", d.h. keine einzige LED leuchtet; möglicherweise leuchten die LEDs, die eine Aktivität an den WAN/LAN-Ethernetports anzeigen sollen, permanent; möglicherweise funktioniert der Router an sich ganz gut, aber die angeschlossenen USB-Gerte funktionieren nicht oder nur mit einem eigenen Netzteil. Es kann sogar sein, dass die USB-Gerte ohne eigenes Netzteil kurzfristig etwas mehr Strom benötigen und dadurch einen Router-Absturz verursachen. Hinter all diesen Effekten kann ein defektes oder langsam vor sich hin "sterbendes" Netzteil stecken.
Der Kelch ist leider auch nicht an mir vorüber gegangen. Am Anfang hatte ich sporadische (so ca. einmal die Woche) Absturze bedingt durch die USB-Platte. Die Swap-Partition war kurzzeitig weg und der Router hat sich "hin gestellt" - 99%ige CPU-Last durch den Prozess "init" und das war's. Dann hat es vorgestern meine USB-Platte so richtig zerfetzt (leider sogar mit Datenverlust) und seitdem konnte ich gar keine Platte ohne ein eigenes Netzteil mehr am USB betreiben. Der Router an sich hat aber wunderbar weiter funktioniert.
Eine Fehleranalyse zeigte, dass das Netzteil in meinem Fall im Leerlauf 5,2 V lieferte, aber unter Belastung (z.B. an einem 6,8 Ohm Lastwiderstand) brach die Spannung auf ca. 4,2V ein. Dabei floss durch den Lastwiderstand ein Strom von ca. 450 mA. Das Netzteil ist aber für 2,5A maximale Last ausgelegt. An diesem Beispiel wird einem erst klar, mit wie wenig Leistung der Router selber zufrieden ist. Die Router-Elektronik wird von den internen DC/DC-Wandlern versorgt, die aus 5V 3,3V oder noch weniger (für die CPU-Corespannung, RAM, etc.) erzeugen. Die USB-Peripherie Läuft dagegen direkt von 5V, die das Netzteil erzeugt.
Die Fehlerursache ist meistens der Sieb-Elko 1200 uF / 10 V. Durch die hohe Temperatur und hohe Spitzenströme bläht er sich auf und geht kaputt. Wenn das Netzteil in einer Möbelwand eingebaut ist und/oder zusätzliche USB-Gerte das Netzteil strapazieren, geht es umso schneller. In meinem Fall trafen die beiden Stressfaktoren zu.
Hier sind ein paar Bilder:
Das Netzteil ist verklebt. Es lässt sich z.B. in einem Schraubstock vorsichtig aufknacken und mit "sanfter Gewalt" öffnen:
Der grüne Elko unten im Bild ist der Übeltäter:
Bei näherer Betrachtung sieht man, dass er aufgebläht ist:
Bei meiner Platinenausführung lässt sich der Elko auch durch eine Parallelschaltung aus zwei kleineren ersetzen:
Ich habe zwar auf Verdacht alle Niederspannungs-Elkos auf der Platine ersetzt, es war aber nicht nötig, außer dem grünen Sieb-Elko war keiner defekt. Ich habe ihn durch zwei parallel geschaltete 1000 uF / 16 V (105°C) Kondensatoren ersetzt:
1200 uF in dieser Baugröße scheint etwas exotisch zu sein, ein 1000 uF/ 16V oder 25V Kondensator (für 105° max., keine für 85° nehmen!) tut es mit Sicherheit auch.
Auf der Rückseite habe ich noch parallel einen Keramik-Kondensator 0,1 uF / 50 V bestückt.
Beim Auslöten/Absaugen vom Lötzinn mit Litze nicht mit der Temperatur geizen, es handelt sich um eine RoHS (bleifrei) gefertigte Platine! Nach der Reparatur wird das Gehäuse wieder mit Sekundenkleber verklebt und fertig.
Gruß
Robert
P.S.: man könnte auch einen low-ESR-Elko nehmen, ich bin aber gerade bei hohen Temperaturen von deren Lebensdauer nicht überzeugt. Ich habe sogar einen Verdacht, dass der defekte Elko ein low-ESR ist (die Kennung LXY = Low impedance, high reliability?).
Last edited by akbor; 04-07-2010 at 19:13.
Reason: Rechtschreibfehler korrigiert
ISP: TV Cable 50/5 Mbit
Modem: Arris Touchstone TM822S
"NAS": 1000 GB 2.5" HDD, EXT4, (USB @ RT-AC87U)
Router: Asus RT-AC87U 380.68 (Merlin build), vsftpd, Samba3, NFS, Transmission, PyLoad...)
Clients: mittlerweile unzählige...